Sonntag, 13.10.2024 – 20:15 – Auswärtsspiel SCC

Wenn man seit über 25 Jahren Handball in Berlin spielt, dann lässt man sich gern dazu hinreißen zu behaupten, dass man bereits jede Handballhalle in Berlin gesehen hat. Arroganz ist selten schön, merkt euch das, Kinder und offenkundig gibt es immer Hallen, die nicht bekannt sind. Denn wir durften an diesem schönen Sonntag, zu einer nicht ganz so schönen Uhrzeit, in die wiederum sehr schöne Halle in der Prinzregentenstraße fahren. Die Ausweichspielstätte des SCC war für die meisten von uns eine neue Erfahrung und wir waren durchaus angetan. Solche Hallen dürfen gern weiterhin ihren Weg in die Berliner Oberliga finden. Gleiches gilt für die Hausherren und -damen, die sich für die nicht optimale Terminfindung (Anwurfzeit) auf dem einzigen Weg erkenntlich zeigten, den wir akzeptieren können, nämlich mit Hydrierungsunterstützern. Aber prinzipiell sind wir bei solchen Angelegenheiten ja Kumpels und eher selten kreativen Lösungen verschlossen. Zur absoluten Film-Film-Zeit hieß die Aufgabe also, einen der beiden Aufsteiger in deren Wohnzimmer die Punkte zu stibitzen. Dabei schlugen sich die Herren von Trainerin Reinsdorf bislang überaus wacker und holten mit einem Sieg gegen BTV und überaus knappen Niederlagen gegen Tegel und Neukölln achtsame Ergebnisse. Wir waren also schon qua des Saisonverlaufs gewarnt und kannten unseren historischen Hang dazu, bei vermeintlich kleineren Gegnern selbst noch kleiner zu werden. Das wollten wir hier unbedingt vermeiden und unseren starken Saisonstart ausbauen. Wir wussten, dass SCC sein Heil eher in der Flucht nach vorn, als im Anrühren von Beton sucht. Daher wollten wir den gegnerischen Tempoangriff mit einer eigenen hohen Angriffsqualität unterbinden. Quasi vorne alles richtig machen, um dem Gegner keine Chance zum Kontern zu geben: so innovativ, habt ihr noch nie gehört, wa?
Unser Team war weitestgehend vollzählig. Jovan, Henrik und Tim fehlten situativ. Der Rest war da und, bis auf hier und da ein paar tête-à-têtes mit der aktuellen Erkältungs-/Grippewelle unter der Woche, auch fit. Gino verdiente sich mit starken Trainingsleistungen eine erneute Nominierung und machte in diesem Spiel auch seine ersten Minuten für die 1.Herren. Herzlichen Glückwunsch von uns dazu!

Leider gelang uns die beschworene offensive Abgeklärtheit zunächst nicht. Wir konnten das 1:0 zwar im direkten Gegenangriff ausgleichen und verteidigten im Anschluss auch gut, aber viele technische Fehler und zu wenig Tiefe in die Lücken, ließen uns auch erstmal kein weiteres Tor. 3:1 nach 6:21 min. Coach Marci stellte daraufhin offensiv auf 7:6-Überzahl um und damit fanden wir unseren Rhythmus. Es gelang uns ein ums andere Mal den heute bockstarken Manu auf Rechtsaußen freizuspielen. 5 der nächsten 8 Tore gehen auf sein Konto, wir verteidigen weiter ordentlich. 7:9 nach 15 Minuten. Doch die Hausherr*Innen blieben weiter bissig dran. Während einer 2-Minuten Zeitstrafe für unsere Farben konnte SCC erneut ausgleichen. So ging es bis zum 14:14 nach knappen 27 Minuten und einer anschließenden 2-Minuten Zeitstrafe für den Aufsteiger. In dieser Überzahlphase gelang uns zwar lediglich ein 0:1-Lauf, aber die nachfolgende Sequenz leitete eine Vorentscheidung ein. 14:16 Robby, noch 70 Sekunden. 14:17 Kai, noch 32 Sekunden. Auszeit SCC, 27 Sekunden vor der Halbzeit und anstelle noch eins zu fangen und mit +2 in die Halbzeit zu gehen, konnten wir 6 Sekunden vor Pausenpfiff nochmals den Ball erobern und Schubi zu einem Konter schicken. Tor! +4.

Halbzeit 14:18

Was für eine Schlussphase. Wir spielten die letzte 15 Minuten hochkonzentriert, wurden dafür in den letzten 3 Minuten vor der Halbzeit auf der Anzeigetafel belohnt und haben nun eine richtig gute Ausgangsposition für den zweiten Abschnitt. Wir kamen bislang, vom Gameplan so vorgesehen, weniger in unsere bisherige Stärke: das schnelle Spiel. Das wollten wir in Halbzeit zwei noch ausbauen und weiterhin konzentriert bleiben. Wir kennen unseren Hang zu dramatischer Spielgestaltung, heute nicht!

Gesagt! Getan! 14:19, 14:20, 15:20, 15:21, 15:22, 15:23 nach 35:30 min. Das Spiel war rückblickend durch. Ja, wir bekommen nochmal 2 Minuten. Ja, unsere Kontrahenten kommen nochmal auf 6 Tore heran, aber wir finden egal in welcher personellen Besetzung in der 2. Halbzeit fortlaufend Antworten. Und als dann Drazen im Tor noch anfing 7-Meter zu halten, war die Schleife auch wirklich um das Spiel geknotet. Uns gelingen am Ende noch ein paar Tore mehr, da bei den Charlottenburgern verständlicherweise ein wenig die Luft raus war. Wir gewinnen das Ding also am Ende deutlich.

Endstand 29:41

Fazit: Wir gewinnen dieses Spiel am Ende hochverdient. Wir müssen nicht auf die letzten 10 Minuten warten, um einen vermeintlichen Pflichtsieg klarzumachen. Wir haben gespielt, als würden wir unseren Tabellenplatz verdienen.
Das war ein absolut erwachsener Auftritt von uns, in dem wir uns bis auf die ersten reichlich 6 Minuten keine Schwächephase erlaubten, den Fuß die ganze Zeit auf dem Gaspedal behielten und hier eine nicht zu unterschätzende Aufgabe souverän gemeistert haben. Am Ende durfte sich jeder Feldspieler in die Torschützenliste eintragen. Gino hatte ein blitzsauberes Debut. Schubi führt auch ohne zusätzlichen 7-Meter in diesem Spiel (klingt so absurd, wie es war) weiterhin die 7m-Liste an. Und wir sind aktuell OSF-Verfolger Nr. 1, fühlt sich gut an! Das gesponsorte (fast-)Kaltgetränk haben wir uns selbstverständlich gebührlich munden lassen und wir werden das augenöffnende Konzept der Bierflatrate bei Heimspielen prüfen (zuerst gesehen bei SCC).
Nach der Ferienpause empfangen wir zum immer jungen Duell unsere Köpenicker Freunde vom KSV AJAX-NEPTUN.